19. November 2015

LMV Mai 2012: Organspende



Auf den Wartelisten für Organspende stehen mindestens 12.500 Menschen, jeden Tag sterben 3 von ihnen, jährlich sind es mindestens 1095.
Nur 30% aller hirntoten Patienten haben vorab eine mündliche oder schriftliche Entscheidung über ihre Organspende getroffen. Bei den verbleibenden 70% sind die Angehörigen wenige Stunden nach dem Verlust gezwungen, eine mutmaßliche Entscheidung für den Patienten zu treffen.
Um eine bewusste Entscheidung zu ermöglichen und das Thema Organspende mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, fordert die Grüne Jugend Hessen (GJH):

Entscheidung zur Organspende auf dem Personalausweis!

Jeder Mensch sollte auf seinem Personalausweis eine selbstgewählte Entscheidung bezüglich seiner Organspende treffen. Dabei kann er sich sowohl für als auch gegen eine Organspende entscheiden oder seine Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Da die Frage nach der Organspende bei jeder Beantragung oder Verlängerung des Personalausweises neu beantwortet werden muss, führt insbesondere die dritte Option dazu, dass man sich mit der Thematik immer wieder auseinandersetzen muss.
Für MitbürgerInnen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, also ohne Personalausweis, sollte weiterhin der Organspendeausweis aus Papier gültig sein.

Aufklärung in Schule und Studium!

Um aber in dieser Frage eine bewusste Entscheidung zu treffen, muss das fachliche Wissen zur Thematik erweitert werden. Vor allem bei den jungen und nachfolgenden Generationen muss eine Sensibilität für die Bedeutung des Themas entstehen. Deshalb sollte besonders in den Schulen Aufklärungsarbeit geleistet werden.
Die Kultusministerien der Länder gestalten die Lehrpläne für die verschiedenen Schulzweige und -formen. Durch einen offenen Brief kann das hessische Kultusministerium öffentlich darauf hingewiesen werden, dass das Thema „Organspende“ im Rahmen der gesundheitlichen Aufklärung von großer Bedeutung ist. Die Verpflichtung zur Durchführung von Informationstagen oder die Festlegung einer gewissen Anzahl von Unterrichtsstunden pro Jahr zu diesem Thema sollten dabei geforderte Konsequenzen sein.
Doch nicht nur die Kultusministerien stehen hierbei in der Verantwortung. Im Medizinstudium ist die Auseinandersetzung mit Organspende bisher kein verpflichtendes Thema. Hier besteht dringender Handlungsbedarf! Nur informierte Ärzte sind in der Lage, die Aufklärungsarbeit weiterzugeben und den vielen Vorurteilen gegenüber der Organspende entgegen zu wirken. Deshalb sollte das Bildungsministerium dazu aufgefordert werden, das Thema Organspende in das Medizinstudium verpflichtend zu integrieren.

Mehr Präsenz in der Öffentlichkeit!

Darüber hinaus ist es unverzichtbar, dass alle öffentlichen Institutionen und Gebäude Informationsadressen und -material auslegen. Solange die Entscheidung über eine Organspende nicht in den Personalausweis o.ä. integriert ist, sollten darüber hinaus natürlich auch Organspendeausweise an allen öffentlichen Stellen verfügbar sein. Nur so kann ein Informationsfluss gewährleistet werden.
Zusätzlich sollten sich auch Arztpraxen mehr in der Verantwortung sehen, über Organspende zu informieren. Deshalb sollten sie regelmäßig die Empfehlung erhalten, Ausweise und Informationsmaterial für ihre Patientinnen und Patienten zur Verfügung zu stellen.

Mehr Unterstützung in den Krankenhäusern!

Über die unverzichtbare Aufklärungsarbeit hinaus, sollten außerdem alle Krankenhäuser verstärkt mit der Deutschen Stiftung für Organspende (DSO) kooperieren.
Bisher geben nur 51% der deutschen Krankenhäuser Auskunft über die durchgeführten Transplantationen. Der Rest verweigert die Auskunft und somit die Organspende. Wir aber fordern, dass alle Krankenhäuser Auskunft geben und sich für Organspende mit Hilfe der Koordinierungsstelle der DSO bereit erklären sollten.
Dies beinhaltet auch, dass die Qualität der Angehörigengespräche steigen muss. Die Betreuung der Patienten und deren Angehöriger durch die Koordinatoren sollten eine optimale Versorgung gewährleisten, die umfassende Information, psychologische Betreuung und Untertsützung beinhaltet.
In Spanien sind beispielsweise in jedem Krankenhaus fünfmal so viele Koordinatoren lediglich für die Organspende zuständig. Hier sehen wir einen wichtigen Grund, warum Spanien das führende europäische Land in der Organtransplantation ist. Daran sollte sich Deutschland orientieren.



← zurück