8. März 2016
Grüne Jugend Hessen: „Frauen*rechte weltweit achten!“
Auf dem Weg zu einer wirklichen Gleichstellung von Frau* und Mann* gilt es noch viele Hürden zu bewältigen. Eine Benachteiligung von Frauen* im Beruf, Sexismus und Gewalt gegen Frauen* sind nicht nur, aber auch in Deutschland ein alltägliches Problem. Nach wie vor verdienen Frauen* durchschnittlich 22% weniger als Männer*, bei gleicher Leistung in der gleichen Tätigkeit sogar bis zu 8% weniger Lohn als die männlichen* Kollegen. Gleichzeitig sind viele frauen*spezifische Produkte teurer als ihre für Männer* gedachten Äquivalente. In Führungspositionen und in den Parlamenten sind nur wenige Frauen* zu finden. Die meisten Unternehmen geben zu, nur eine Frau* in die obere Führungsetage gelassen zu haben, um Sexismus-Vorwürfen entgegen zu wirken. Nur wenige stellen mehr als eine Frau* in dieser Position ein. Die Frauen*quote ist und bleibt daher für uns ein wichtiges Instrument, um Frauen* nach vorne zu bringen! Dazu kommt, dass Frauen* sich in ihrem Job oft weniger zutrauen oder Mütter von ihrem Umfeld unter Druck gesetzt werden, die Karriere dem Partner zu überlassen und sich lieber auf die Mutterrolle zu konzentrieren. Das wird auch in den Medien immer wieder deutlich, beispielsweise wenn die Bunte bezogen auf Simone Peter „Sechs Tage Karriere, ein Tag für das Kind“ titelt, die gleiche Situation bei Männern* allerdings als vollkommen normal erachtet wird und keinerlei Aufsehen erregt.
Frauen* werden zudem weitaus häufiger Opfer sexueller Belästigung: Mehr als die Hälfte aller Frauen wurde bereits einmal sexuell belästigt! Knapp 42 Prozent der Vorfälle ereignen sich am Arbeitsplatz, bei der Ausbildung oder in der Schule. Doch sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wird nicht immer als solche erkannt; rund die Hälfte aller Arbeitnehmer*innen kennt ihre Rechte nicht und viele geben an, sich durch ihre Arbeitgeber*innen nicht ausreichend geschützt zu fühlen. Viele Frauen trauen sich auch aus Angst vor beruflichen Nachteilen nicht, Kolleg*innen oder Kund*innen zu beschuldigen. Denn selbst im Falle einer Anzeige wegen sexueller Belästigung folgt selten eine angemessene Strafe. Unsere Gesetzgebung in Deutschland weist in Bezug auf sexuelle Belästigung und Gewalt gravierende Lücken auf!
Zum heutigen Weltfrauentag wollen wir, die Grüne Jugend Hessen (GJH), aber auch darauf aufmerksam machen, dass für viele Frauen* in anderen Ländern das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung nicht selbstverständlich ist. Diskriminierende Gesetze und Praktiken verhindern die Entscheidungsfreiheit von vielen Frauen*. Diese Einschränkungen beziehen sich nicht nur auf die Partner*innenwahl, sondern auch auf das Recht zur sexuellen Aufklärung sowie auf die reproduktiven Rechte. Dies ist besonders bedenklich, da jede dritte Frau* weltweit mindestens einmal in ihrem Leben psychischer, körperlicher und/oder sexueller Gewalt zum Opfer fällt. Jährlich werden Millionen Frauen* Opfer von häuslicher Gewalt, Ehrenmorden, Mitgiftmorden, Genitalverstümmelung, Frauen*handel, Frühverheiratung oder Vergewaltigungen. Dabei besteht in vielen Ländern keine Möglichkeit, bei einer ungewollten Schwangerschaft, z. B. nach einer Vergewaltigung, legal einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen, selbst wenn das Leben der Frau* durch die Schwangerschaft bedroht sein sollte. Die Frauen* sind also entweder dazu gezwungen, das Kind zu bekommen, was besonders bei sehr jungen Mädchen nicht selten zum Tod führt, oder eine illegale, meist äußerst riskant und mit gefährlichen Mitteln herbeigeführte Abtreibung in Anspruch zu nehmen. Auch die Frühverheiratung ist ein gravierendes Problem, zerstört sie doch oftmals die gesamte Zukunft eines Mädchens. In vielen Ländern sind Frühverheiratungen von jungen Mädchen unter 15 Jahren noch erlaubt. Dabei reichen die Folgen von Frühverheiratung vom Schulabbruch über finanzielle Abhängigkeit bis hin zu Ausbeutung und zu frühen Schwangerschaften.
„All diese Probleme zeigen, dass wir einen Tag wie den Weltfrauen*tag immer noch brauchen.“, erklärt Dhivya Theivendrarajah, Beisitzerin im Landesvorstand der GJH. Ann-Christine Herbold, frauenpolitische Sprecherin der GJH, betont: „Feminismus ist immer noch wichtig. Unser Feminismus muss dabei intersektional sein und die Probleme aller Frauen, ungeachtet ihrer Herkunft, Hautfarbe und sozialen Schicht, angehen.“ Mit Sorge beobachtet die GJH die pseudo-„feministische“ Bewegung der rechten Szene, die sich nach den Ereignissen der Silvesternacht in Köln gesammelt hat. Das Ziel dieser Bewegung ist es, unter dem Deckmantel eines Feminismus für den Stereotyp der weißen, deutschen Frau gegen Flüchtlinge, Migranten und People of Colour zu hetzen. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Begriff des Feminismus für solche Zwecke missbraucht wird!
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