LMV Mai 2012: Elektromobilität endlich voranbringen!
Nur vermiedener Verkehr ist sehr guter Verkehr. Um jedoch zumindest guter Verkehr zu sein, muss er ökologisch und sozial sein. Vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels, der Ressourcenknappheit und der steigenden Belastung der Luftqualität sieht die Grüne Jugend Hessen es für nötig an, allen Menschen eine umweltfreundliche Mobilität zu sichern.
Im Bereich des Individualverkehrs war die letzte angebliche Maßnahme der Regierung ein Desaster auf ganzer Linie: Die Einführung von E10 fördert Monokulturen zu Energiepflanzen, verhindert Nahrungsmittelproduktion für Entwicklungsländer und war organisatorisch ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Weiterhin bleibt die Effizienz der herkömmlichen Verbrennungsmotoren auf einer andauernd geringen Stufe, da Anreize für die Automobilhersteller zur Entwicklung neuer Methoden gänzlich fehlen. So bleibt als einer der letzten Hoffnungen für die Gesellschaft die Elektromobilität.
Voraussetzung ist für uns das deutliche Vorantreiben der Energiewende hin zu einer 100 prozentigen Versorgung aus erneuerbaren Energien, sodass der Verkehr CO2-neutral und unabhängig von Spekulationen am Rohölmarkt, welche sich erheblich auf die Treibstoffpreise auswirken, gestaltet werden kann.
Wir stellen fest, dass die deutschen Automobilhersteller die Bereitschaft der Menschen sich ein Elektroauto zuzulegen verschlafen hat. Viel zu lange klammerte sie sich an Verbrennungsmotoren und verlagerte die Entwicklung der Batterietechnologie ins Ausland. Honda, Mazda, Nissan und Toyota sind in dieser Hinsicht erheblich weiter.
Es fehlt daher in Deutschland an einer angemessenen Forschungsförderung um den Wandel zur Elektromobilität hervorzurufen. Nachbarstaaten wie Frankreich und Großbritannien oder auch USA und Japan unterstützen ihre Industrien deutlich effizienter. Dies scheint sinnvoll, da durch den Verstädterungsprozess in Schwellenländern wie Brasilien, Südafrika oder Russland eine Zunahme des Individualverkehrs zu erwarten sein wird und damit neue Märkte entstehen. Für diese Entwicklung muss rechtzeitig ein Angebot geschaffen werden, damit auch in diesen Ländern ökologisch gelebt werden kann.
Insgesamt erleben wir eine Welt, die ein Umdenken in der Automobilindustrie erfordert: Neben dem Heranwachsen neuer Absatzmärkte befindet sich die Gesellschaft in den Industrienationen im Umbruch. Junge Menschen, weit über die Dunstkreise der Grünen Jugend hinaus, schätzen zwar ihre Mobilität weisen aber auch ein immer größer werdendes Umweltbewusstsein aus, was sich in der Wahl der Wohnorte und Verkehrsmittel, der Kaufentscheidung bei Automobilen und der Flexibilisierung ihrer Verkehrswege durch Car-Sharing und Fahrgemeinschaften niederschlägt.
Für diesen Wandel der Industrie muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, damit die Einführung neuer elektrischer Antriebstechnologien gelingt. Es muss genügend Unterstützung geleistet werden, damit eine Serienherstellung für eine breite Markteinführung innerhalb der nächsten 5 Jahre möglich ist.
Dazu gehört aus unserer Sicht auch eine breit aufgestellte Forschungsinitiative. Für diese müssen die bereits bestehenden Aktivitäten intensiviert und konzentriert werden. Um echte Fortschritte zu erzielen muss eine bessere Zusammenarbeit der Industriesparten Automobil, Maschinenbau, Chemie und Energie sowie bestehenden Forschungseinrichtungen, wie zum Beispiel den Frauenhofer Instituten erreicht werden. Mit dieser Zusammenführung von Industrie und Forschung sollen erhebliche Fortschritte in Bezug auf die Energiespeichertechnik und die Rückgewinnung der Seltenen Erden erreicht werden.
Wir als Grüne Jugend Hessen sprechen uns beim Begriff der Elektromobilität gegen eine Versteifung auf reine Elektroantriebe aus. Auch Hybride und Brennstoffzellen sind Teil dieses Komplexes. Daher gehören auch die Forschungsanstrengungen in diesen Bereichen intensiviert.
Die Grüne Jugend Hessen ist sich bewusst, dass mit der Entwicklung der Elektromobilität ein großer Strukturwandel sowohl für die Automobilhersteller als auch für deren Zulieferer einhergehen wird, was sich auf Berufsbilder, Herstellungsprozesse und Wertschöpfungsketten auswirken wird. Da uns die Ausbildung besonders am Herzen liegt, fordern wir die Verantwortlichen auf neue Qualifikationsmerkmale in den Bereich von Elektrotechnik,
Elektronik, Mechatronik, Elektrochemie, Thermomanagement, Werkstoffverhalten, Steuerungs-/ Regelungstechnik, Leichtbau-Werkstoffe und Systemintegration zu entwickeln und einzuführen, damit eine Spezialisierung in diesen Arbeitsfeldern erleichtert wird und die Industrie die neu benötigten Stellen qualifiziert besetzen kann.
Wir fordern die Bundesregierung dazu auf endlich eine effektive Vernetzung zwischen den Verkehrs-, Wirtschafts-, Forschungs- und Umweltministerium sowie der Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung und der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH) mit dem Ziel zu erstellen alle Elektromobile nur mit erneuerbarem Strom zu versorgen.
Weiterhin setzen wir uns für einen Ausbau der Stromnetze zu „smart grids“ ein, um die Stromproduktion und Stromabnahme aneinander anzugleichen. In Verbindung mit diesen können Elektromobile als zusätzliche Speichermedien für Strom in Schwachlastzeiten dienen und ihn in Spitzenlastzeiten eventuell wieder einspeisen. Dies würde die GRÜNE Dezentralität fördern.
Auch in den Kommunen lassen sich Voraussetzungen schaffen, damit wir auch bald eine Verkehrswende einläuten können. Hier sind Ladestationen, auch als Induktionsschleifen, an Parkplätzen möglich. Parkmöglichkeiten können zu vergünstigten Preisen für Elektromobile angeboten werden. Weiterhin lässt sich bei Dienstwagen der Verwaltung auf Hybrid- oder Elektrofahrzeuge umsteigen, um eine Vorreiterrolle in der Gesellschaft einzunehmen.
Eine gute Infrastruktur alleine reicht jedoch nicht, um den VerbraucheInnenn die Vorzüge der Elektromobilität nahe zu bringen. Solange ein Elektromobil bis zu 40% mehr kostet als ein vergleichbares Verbrennungsfahrzeug, ist eine Anschaffung durch Privatkunden unattraktiv.
Generell fordern wir stärkere Ausrichtung der Kfz-Steuer am CO2-Ausstoß. Dazu soll der Freigrenzwert von 110g/km deutlich gesenkt werden. Davon würden sowohl sparsamere Modelle, aber auch besonders Elektromobile profitieren.
Weiterhin sehen wir den Bedarf von einer Einstiegsprämie beim Kauf eines Elektromobils, wie sie bereits in Frankreich, Großbritannien oder Portugal existieren.
Wer elektrisch unterwegs ist, sitzt nicht immer in einem Auto. Auch die Pedal Electric Cycles (Pedelecs), S-Pedelecs und E-Bikes leisten einen Beitrag zum Umweltschutz. Auch für Sie müssen Modelle entwickelt werden, um Sie im öffentlichen Raum laden zu können. Ebenso muss mit der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken fortgefahren werden.
Die Grüne Jugend Hessen weist darauf hin, dass ein Umstieg auf Elektromobilität kein Allheilmittel ist. Der Umstieg auf Elektromobilität muss als Chance gesehen werden, das individuelle Mobilitätsverhalten komplett zu verändern. Elektrofahrzeuge, egal in welcher Form dürfen nicht als „schickes Zusatzfahrzeug“ gekauft werden sondern müssen kontinuierlich bisherige Verbrennungsfahrzeuge ersetzen um einem Rebound Effekt (d.h. im Ergebnis fahren mehr Autos auf unseren Straßen) zu vermeiden.
Insgesamt fordert die Grüne Jugend Hessen neue Mobilitätskonzepte. Es muss ein Zusammenspiel zwischen, möglichst elektrisch betriebenen, Öffentlichen Verkehrsmitteln, Park & Ride Plätzen, Carsharing-Angeboten und dem Individualverkehr geben. Es ist also jeder, ob Verbraucher, staatliche Ebene oder Wirtschaft, gefragt, wenn wir auch eine Energiewende im Verkehrsbereich durchsetzen wollen!
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