9. November 2024

LMV November 2024: Ein Sozialindex, der seinen Namen verdient!



Ein Sozialindex für Schulen ist ein Instrument zur Bewertung der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Schülerschaft einer Schule. Er wird verwendet, um Ressourcen und Fördermaßnahmen gezielt an Schulen zu verteilen, deren Schülerschaft besonders benachteiligt ist. Der Sozialindex basiert auf verschiedenen Indikatoren wie dem Bildungsniveau der Eltern, dem Einkommen der Haushalte, dem Anteil von Schüler*innen mit Migrationshintergrund und der Arbeitslosenquote im Einzugsgebiet der Schule. Ziel ist es, Chancengleichheit zu fördern und soziale Benachteiligungen auszugleichen.

Die Vorteile eines Sozialindex sind vielfältig:

  • Schulen mit den größten sozialen Herausforderungen bekommen die nötige Unterstützung
  • An Problemlagen angepasste Ressourcenverteilung
  • Durch mehr Lehrpersonal wird die individuelle Unterstützung von Schüler*innen ermöglicht und Druck auf Lehrkräfte verringert. Ein höherer Lehrpersonalschlüssel (Ressourcenzuteilung) kann zur Entlastung des Personals beitragen und mehr Freiheiten zur pädagogischen Begleitung ermöglichen, dabei steigt die Attraktivität
  • Vergleichbarkeit von durchschnittlichen Schulleistungen einer Schule über unterschiedliche Schulen in vergleichbarer sozialer Lage hinweg (faire Lernstanderhebungen)
  • Sozialdaten als Grundlageinformation für Schulentwicklung

In Hessen existiert bereits ein Sozialindex, auf den imagewirksam gerne verwiesen wird. Die faktische Wirksamkeit dieses Index ist Aufgrund der geringen Anzahl von Lehrkräftestellen, die über den Index verteilt werden, minimal. Dazu kommt, dass drei der vier Indikatoren, die für die Berechnung in Hessen herangezogen werden auf Gemeindeebene erhoben werden. Die Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Schulen innerhalb einer Gemeinde wie beispielsweise Frankfurt geschieht ausschließlich auf der Grundlage einer Variable, die den Sozioökonomischen Status nicht hinreichend abbildet.

Indikatoren zur Berechnung des aktuellen Sozialindex in Hessen:

  • Anteil der Arbeitslosen an der Wohnbevölkerung jeder Gemeinde
  • Anteil der SGB II-Empfänger*innen (Hartz IV/Bürgergeld) an der Wohnbevölkerung jeder Gemeinde
  • Anteil Einfamilienhäuser bezogen auf die Gesamtzahl der Wohnungen jeder Gemeinde
  • Anteil der Zugewanderten unter den Schüler*innen jeder Schule

Für eine Überarbeitung des hessischen Sozialindex lohnt sich der Blick nach Hamburg, wo bereits ein deutlich präziserer und wirksamerer Index zur Ressourcenverteilung genutzt wird. Unsere Forderungen orientieren sich in weiten Teilen an der bereits gelebten Praxis in Hamburg.

Aktuelle Situation:

  1. Ausbaufähiger Sozialindex: Nur 650 Stellen werden mithilfe des Sozialindex auf 1162 Schulen in Hessen verteilt.
  2. Unpräziser Sozialindex: Allein der Anteil der Zuwanderer*innen unter den Schüler*innen jeder Schule wird als Indikator für die differenzierte Ressourcenverteilung innerhalb einer Gemeinde herangezogen.
  3. Intransparente Berechnung und Ressourcenverteilung.

Unsere Forderungen:

  1. Effektiver Sozialindex: 1000 zusätzliche Stellen für Schulen in sozial herausfordernder Lage und perspektivisch 50% mehr Stellen für Schulen in sozial herausfordernder Lage im Vergleich zu Schulen deren Schülerschaft die besten sozialen Voraussetzungen haben, gemessen am Verhältnis von Lehrkräften zu Schüler*innen.
  2. Ergänzung des Index um die SGB II- und SGB XII-Quote auf Grundlage des Einzugsgebiets der Schüler*innen.
  3. Umfangreiche Offenlegung der Berechnung und Auswirkungen des Sozialindex.

Unsere Forderungen im Einzelnen:

  1. Einen durchsetzungsstarken Sozialindex: Schulen in sozial herausfordernder Lage sollen nach dem Hamburger Vorbild bis zu 50% mehr Lehrkräfte erhalten. Dies soll in einem schrittweisen Übergangsprozess geschehen, um hinreichend Planbarkeit zu gewährleisten.
  2. Einen präzisen schulscharfen Sozialindex: Deshalb soll die SGB II- und SGB XII-Quote für Grundschulen auf Ortsteilebene mit in die Berechnung einfließen. Dafür sollen das Hessische Kultusministerium (HKM) und die Agentur für Arbeit gemeinsam ein Konzept erstellen, wie die nötigen Daten dem HKM zur Verfügung gestellt werden können, sodass gleichzeitig der Datenschutz gewährleistet ist. In der weiterführenden Schule nehmen die Schüler*innen häufig einen größeren Anfahrtsweg auf sich, wodurch die Berechnung des Index mithilfe des Standortes der Schule verzerrt würde. Ein Lösungsansatz könnte sein, dass die Schüler*innen beim Schulwechsel mithilfe eines Online-Tools die Grundschule bei ihrer Einschulung angeben müssen. Auf der Grundlage der SGB-Quoten der Grundschulen, auf die die Kinder vor dem Besuch der weiterführenden Schule gegangen sind, ließe sich auch für die weiterführenden Schulen ein Index berechnen.
  3. Transparente Berechnung und Ressourcenverteilung: Informationen zur Berechnung und Ressourcenverteilung durch den aktuellen Sozialindex werden durch das HKM nur in sehr begrenzter Form und wenn, dann nur auf Nachfrage veröffentlicht. Für eine bessere Nachvollziehbarkeit der Ressourcenverteilung fordern wir eine umfangreichere Offenlegung der Informationen rund um den Sozialindex nach hamburger Vorbild.


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