14. Februar 2013

Wo bleibt die Menschlichkeit? – Ausbeutung von Leiharbeiter*innen bei Amazon



Amazon-Logistikzentrum Bad Hersfeld

Die Grüne Jugend Hessen zeigt sich erschüttert über die Ergebnisse der gestern ausgestrahlten ARD-Dokumentation. Der Fernsehsender zeigte darin den Umgang des Online-Versandhandels Amazon mit Leiharbeiter*innen aus Polen, Spanien und anderen europäischen Ländern, die unter fragwürdigen Umständen beschäftigt und beherbergt werden.

Der Versandhandel benötigt für die Weihnachtssaison erheblich mehr Mitarbeiter*innen als zu anderen Zeiten. Diese werden für eine zeitlich begrenzte Beschäftigung überwiegend in Spanien angeworben, wo aufgrund der Krise momentan eine extrem hohe Arbeitslosigkeit herrscht.

Bekannt war aus verschiedenen Zeitungsberichten, dass die Leiharbeiter*innen in Feriendörfern rund um Bad Hersfeld untergebracht werden. Der ARD-Bericht zeigte, dass sie dort von Securitys rund um die Uhr bewacht und teilweise bedroht werden. Als Leiharbeiter*in unterliegen sie keinem Kündigungsschutz und erhielten in der Vergangenheit laut Bericht geringere Bezahlung als vereinbart.

„Auch wenn es in vielen Betrieben gängige Praxis ist: Es kann nicht sein, dass Amazon einen Großteil der Mitarbeiter*innen über Zeitarbeitsfirmen beschäftigt, nur um so flexibel wie möglich zu bleiben und den Gewinn zu vergrößern. Unter der Flexibilität leiden die Mitarbeiter*innen, die ohne Kündigungsschutz und mit geringerem Stundenlohn als Festangestellte teilweise 15 Tage durcharbeiten müssen. Vor dem Hintergrund der kürzlich veröffentlichen Umsatzzahlen auf dem deutschen Markt klingt dieser Umgang mit den Leiharbeiter*innen wie ein schlechter Scherz“, so Lisa Süß, frauenpolitische Sprecherin und Benjamin Weiß, Landesvorsitzender der Grünen Jugend Hessen.

„Ohne Frage bietet Amazon mit eigener Kinderkrippe und dualem Studium dem qualifizierten Nachwuchs auch aus der Region eine Perspektive. Wir sind froh über die Arbeitsplätze, die Amazon im Landkreis Hersfeld-Rotenburg schafft. Aber menschenwürdige Sozialstandards gelten hier ebenso wie in anderen Regionen und dürfen nicht einfach ignoriert werden. Dass Amazon Leiharbeiter*innen aus dem Ausland von Securitys bedroht, bedrängt und durchsucht werden, kann nicht hingenommen werden.  Ein Unternehmen darf nicht während und schon gar nicht nach der Arbeit in die Privatsphäre der Mitarbeiter*innen eindringen“, so Kaya Kinkel, Kreis Hersfeld-Rotenburg. „Dies gilt selbstverständlich unabhängig von Nationalität und Herkunft!“

Die ARD-Dokumentation berichtete über die Securitys des Kasseler Unternehmens „Hess Security“, die Jacken der in der Neonazi-Szene beliebten Kleidungsmarke „Thor Steinar“ tragen und denen Verbindungen zur rechtsextremen Szene nachgewiesen werden. Die Grüne Jugend Hessen fordert die Amazon-Firmenleitung auf, zu klären ob die Angestellten der beauftragten Security-Firma aufgrund einer neonazistischen Einstellung ausländische Mitarbeiter*innen bedrohten.

„Umfangreich wirbt Amazon auf seiner Webseite für den Schutz des Planeten und mit umweltfreundlichen Verpackungen. Sozialstandards scheinen aber für das Unternehmen ein Fremdwort zu sein. Gesellschaftlich verantwortliches unternehmerisches Handeln sieht anders aus!“, so Kaya Kinkel abschließend.



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